Der „moralische Triathlon“: 2te Etappe
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  • Weser

    Die Weser ist einer der großen Meereszuflüsse in Deutschland, ein so genannter „Strom“. Sie hat keine eigene Quelle, sondern entsteht bei Hann. Münden durch den Zusammenfluss von Werra und Fulda. Bis zur Mündung in die Nordsee bei Bremerhaven legt das Weserwasser 440 Kilometer zurück.
    Die Weser fließt durch vier Bundesländer (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen) und passiert dabei Städte wie Hameln, Minden, Bremen und Bremerhaven. Ihr Einzugsgebiet ist zusammen mit Fulda und Werra über 46.000 Quadratkilometer groß. Auf ihrer gesamten Strecke ist der Fluss schiffbar, flussaufwärts von Minden finden aber kaum Transporte statt.

    Noch bis zum 14. Jahrhundert hatten die Weser und ihr Quellfluss, die Werra, einen gemeinsamen Namen („Wesera“) und wurden als ein Fluss betrachtet. Daher auch die heutige Ähnlichkeit der beiden Flussnamen, deren Sprachwurzeln im Indogermanischen liegen. Zählt man die Länge dieser beiden Flüsse zusammen, kommt man sogar auf 744 Kilometer. Damit bilden Weser und Werra zusammen den längsten innerdeutschen Fluss, da bei den anderen großen deutschen Flüssen wie Donau oder Elbe sich entweder die Mündung oder die Quelle außerhalb von Deutschland befindet.

    Die Landschaft entlang des Flusses lässt sich grob in vier Naturräume unterteilen. Das Weserbergland im Bereich der Oberweser wird dominiert von einem hohen Waldanteil. Insbesondere Eichen-, Buchen- und Fichtenwälder mit reichen Tierbeständen prägen hier die Landschaft. Die Mittelweser fließt bis Bremen vor allem durch landwirtschaftlich genutzte Marsche. Der Flussverlauf ist hier durch viele Mäander, sowie abzweigende Altarme gekennzeichnet. Die Dynamik des fließenden Wassers erschuf ökologisch wertvolle Fluss- und Uferabschnitte.
    Im Unterlauf verändert sich die Marschlandschaft, im Vergleich zu der Mittelweser, nur wenig. Regelmäßige Hochwasser, die Schlick, Sand, Ton und Lehm mit sich führten, formten dort die Landschaften mit den vielen Niederungs- und Hochmooren. Am Mündungsbereich befindet sich schließlich das Wattenmeer.

    Flüsse sind Ökosysteme, die eine sehr hohe Biodiversität aufweisen. An der Weser ist es insbesondere die Oberweser, die durch ihren Reichtum an Flora und Fauna beeindruckt. Bei einer Untersuchung im Jahr 2000 wurden bei einem Uferabschnitt südlich von Beverungen 576 Pflanzenarten und 389 Tierarten nachgewiesen. Im Fluss selbst konnten 2001 bei Hameln 28 Fischarten, darunter auch Aal und Lachs, bestimmt werden.

    Wie bei den meisten Flüssen Deutschlands ist auch die Weser von Problemen wie Begradigungen, Eindeichungen, Ausbaggerungen der Fahrrinne, Stoffeinträgen durch Landwirtschaft und Industrie betroffen.
    Zwei Probleme sind besonders hervor zu heben: Ökologisch eine Katastrophe ist vor allem die Versalzung der Werra, die sich auch auf die Weser bis nach Bremen auswirkt. Millionen von Kubikmetern salzhaltigen Abwassers aus der Kali-Industrie, die jedes Jahr in die Werra geleitet werden, sind die Ursache. Viele einheimische Arten sind nur schwer oder gar nicht in der Lage, sich an den hohen Salzgehalt im Wasser anzupassen. Die Folgen sind der Verlust der natürlichen Flora und Fauna und die vermehrte Ansiedlung nichteinheimischer Arten.
    Aktuell ist der geplante Ausbau der Weser für die Schifffahrt ein weiteres schwerwiegendes Problem. So soll die Unterweser zwischen Bremen und Bremerhaven um einen Meter und die Außenweser (der Mündungsbereich) um einen Meter fünfzig vertieft werden, obwohl bereits jetzt die Potentiale der Schifffahrt auf der Weser nicht ausgelastet sind. Folgen eines solchen Ausbaus sind die weitere Zerstörung der natürlichen Flusslandschaft und damit des Lebensraums vieler Arten. Zudem gefährdet der Ausbau die Sicherheit der Deiche, da Sturmfluten nach einem solchen Eingriff viel schneller und höher auflaufen würden.
    An vielen Stellen formiert sich Widerstand gegen die Eingriffe am Fluss und seinen Quellen. So sind an einigen Uferbereichen von Weser, Werra und Fulda Renaturierungsmaßnahmen geplant oder bereits durchgeführt worden. Des Weiteren machen Projekte wie „Lebendige Werra“ oder der Verein „Büro am Fluss – Lebendige Weser“ intensive Öffentlichkeitsarbeit für den Schutz dieser Flüsse. Jedes Jahr gibt es an der Weser einen Aktionsbadetage, Floßtouren und Diskussionsveranstaltungen, die in der Bevölkerung das Bewusstsein für den Erhalt und die Wiederherstellung eines möglichst natürlichen Flusssystems wecken sollen. Bei der Werra ist vor allem der politische Kampf der Umweltschützer gegen die Abwassereinleitungen aus der Kali-Industrie von zentraler Bedeutung.

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